iMac 5K Wahnsinn – warum sich Ultra-HD Auflösungen (noch) nicht lohnen

5K Apple Display

Vorgestern wurden neben den neuen iPads auch die neuen iMacs von Apple vorgestellt. Mit dabei ist neben einem 21,5 Zoll iMac, dem bekannten 27 Zoll iMac auch ein 27 Zoll iMac mit einer 5K Retina Ultra-HD Auflösung. Das sind 5120 x 2880 Pixel und damit sogar 67% mehr Pixel als bei einem „herkömmlichen“ 4K Bildschirm. Warum sich das lohnen könnte, oder warum das meiner Meinung nach noch keinen Sinn macht erfahrt Ihr hier.

5K Apple Display

Bei den mittlerweile regelmäßigen Produkterneuerung hat Apple mit einer Neuerung überrascht, mit der sogar die Apple Gerüchteküche vorher nicht wirklich gerechnet hatte. Ein iMac mit einem 5K IPS-Display. Und das bei 27 Zoll. Wow – das war zumindest mein erster Gedanke. Als Freund von jeglichen technischen Neuerungen die mir das Leben versüßen, habe ich mich auch hier erstmal gefreut. Dann bin ich allerdings nachdenklich geworden und habe mal ein wenig rumüberlegt. Denn schließlich muss das 5K Display ja auch irgendwie bespaßt werden. Soll heißen, irgendwie muss die Technik, die im iMac steckt ja auch die Grafikleistung bringen um soviele Pixel ohne Delay, Ruckeln oder Geschwindigkeitseinbußen auf den 27 Zoll IPS Monitor zu bringen. Aber mehr zu den Gründen, die mich nachdenklich gestimmt haben, erfahrt Ihr weiter unten.

Vorweg schonmal gesagt, natürlich handelt es sich hier erstmal nur um meine Meinung. Das Gerät konnte ich noch nicht testen, werde euch aber gerne auf dem Laufenden halten, wenn der neue iMac dann im Laden mal angefasst werden kann. Das nur vorweg. Jetzt zur Technik: Der neue iMac mit Retina 5K Display verfügt über die folgenden technischen Eigenschaften (Basis und Optional-Versionen):

Größe und Display

5k iMac Größe

  • Höhe: 51,6 cm
  • Breite: 65,0 cm
  • Tiefe mit Standfuß: 20,3 cm
  • Gewicht: 9,54 kg
  • Displaygröße: 27 Zoll
  • Display-Technik: IPS-Panel mit 5K Auflösung (5120×2880 Pixel)

Prozessor, RAM und Grafikkarte

  • Prozessor: 3,5 GHz Quad-Core Intel i5-Prozessor (durch Turbo-Boost bis zu 3,9 GHz möglich)
  • Alternativer Prozessor: 4,0 GHz Quad-Core Intel Core i7 (durch Turbo Boost bis zu 4,4 GHz möglich)
  • Arbeitsspeicher Standard: DDR3 8 GB mit 1600 MHz (2x 4GB)
  • Arbeitsspeicher Plätze: 4
  • Arbeitsspeicher erweiterbar auf bis zu 32 GB RAM
  • Grafikkarte: AMD Radeon R9 M290X Grafikprozessor mit 2 GB GDDR5 Arbeitsspeicher
  • Grafikkarte optional: Optional AMD Radeon R9 M295X mit 4 GB GDDR5 Arbeitsspeicher

Sonstige Daten findet Ihr unter: https://www.apple.com/de/imac-with-retina/specs/

5K – oder 14,7 Millionen Pixel auf einem 27 Zoll-Bildschirm

Apple 5K Beispiel

Zugegeben, obwohl bereits etliche 4K Monitore und -Fernseher erhältlich sind, hält sich die Verbreitung aktuell noch in Grenzen. Zwar gibt es wie überall ein paar Early Adopter, doch auch hier ist mir persönlich zumindest keiner bekannt der bei einer Neuanschaffung 4K oder Ultra-HD Auflösungen auf seine Wunschliste geschrieben hat. Woran das liegen könnte?

Tja der ganze Ultra-HD, 4K, 5K Wahnsinn hat meiner bescheidenen Meinung nach im Moment noch folgende Schwachpunkte:

http://www.heise.de/ct/artikel/Gute-Aussicht-1711453.html

  • Inhalte sind Mangelware
  • Grafikleistung reicht oft nicht aus
  • UI-Skalierung für Anwendungen
Inhalte für 4K+ – Eher Mangelware

Es gibt im Film-Bereich kaum bis gar kein Film-Material auf 4K oder höher. Das liegt vor allem daran, dass bei den aktuell genutzten Bitraten eines Hollywood-Films(Bluray-Standard) gar kein kompletter 120min Film auf eine Bluray passt.

Grafikleistung oder ruckelnde Bilder auf dem Desktop

Die Grafikleistung moderner Grafikkarten reicht noch nicht wirklich aus, den Desktop,Filme, Videos oder gar Spiele in 4K komplett flüssig zu rendern und darzustellen. Und dabei rede ich von richtigen Desktop-Grafikkarten wie der Radeon R9 295 X2 oder der Geforce GTX Titan Z. Dieser Monster schaffen es gerade so flüssige Bilder auf 4K Monitoren darzustellen. Die von Apple eingesetzten Grafikkarten AMD Radeon R9290X bzw. R9 295X haben zum einen nur maximal 4GB Arbeitsspeicher. Außerdem stammen diese eher aus dem Mobile-Bereich und werden für Notebooks eingesetzt. Leistungstechnisch liegen die Karten etwa auf dem Niveau einer GeForce GTX 780M, was aber eben nicht gerade die Spitze der Grafikkartenlösungen darstellt. Wahrscheinlich durch das Design bedingt scheint hier aber offenbar keine normale Desktop-Karte in Betracht gezogen worden zu sein. Bei einer 4K Auflösung müssen für ein flüssiges Bild mindestens 30 Bilder pro Sekunde auf den Monitor gegeben werden. Das sind also 30 x 14,7 Millionen Pixel die berechnet werden müssen. Pro Sekunde! Da werden also ordentlich Daten geschaufelt, bzw. müssen es. Klar hat der neue iMac einen speziellen Chip für das Display, welcher es wohl schafft alle Pixel rechtzeitig ansprechen zu können. Aber irgend woher müssen ja die Bilder auch kommen und ob die Grafikkarte das schafft, kann ich noch nicht beurteilen.

Bei einer angegeben Grafikleistung von 3,5 Teraflops (Quelle Apple) sollte das zumindest theoretisch möglich sein. Ob das aber klappt, bleibt abzuwarten. Der Punkt ist: Alleine für den Desktop-Betrieb wird enorme Leistung von einer mobilen Grafikkarte gefordert, die aktuell nicht mal die Spitze der Charts anführt. Wie da noch darstellungsintensive Anwendungen (von Spielen mal gar nicht zu reden) dargestellt werden sollen, ist mir ein Rätsel.

Fairerweise muss ich jedoch sagen, dass ich mich auch gerne überraschen lasse. Ich werde das Gerät also direkt mal testen, sobald es im Apple Store steht 🙂

Was ist mit den Anwendungen? Wird alles winzig?

Riesige Auflösungen mit 5facher Auflösung? Was wird da aus meinen Anwendungen? Brauche ich da bald eine Lupe, um meine Texte in Office zu lesen oder im Browser zu surfen? Vermutlich hat Apple zwar hier mit seinem Betriebssystem OS X Yosemite vorgesorgt und einen entsprechenden UI-Scale eingebaut. Doch funktioniert das mit allen Anwendungen? Zum Vergleich hier mal Screenshot wie Full-HD Inhalte in Originalgröße auf einem 5K Bild aussehen würden:

5K-Desktop Beispiel

Genaueres wird dann aber wohl erst der Test des Geräts zeigen.

Fazit

Ultra HD in 4K und 8K ist von der ITU bereits spezifiziert. Warum solch hohe Auflösungen? Nun zum einen bieten Sie deutlich mehr Detailreichtum. Vergleichbar mit einer Digitalkamera mit mehr Megapixel, sind auch hier mehr Details erkennbar. Die Inhalte wirken dadurch echter und detaillierter. Nach Full HD und 3D ist der 4K Standard vor allem für die Fernseher-Industrie der nächste „Köder“ für potentielle Käufer.

Auch Apple bietet mit seinem 5K Monitor auf einem 27 Zoll IPS-Panel eine recht hohe PPI von 217 ppi (Pixel per Inch), die den selbst erfundenen „Standard“ Retina durchaus verdienen könnte. Im Vergleich zu den vorherigen 27″ iMacs mit einer Auflösung von 2560 x 1600px ergibt sich ein wahnsinniger Unterschied. Denn hier waren es „nur“ ca. 112ppi. Das ergibt einen Unterschied von über 100 ppi! Wer da noch einen einzelnen Pixel erkennen will braucht dann wohl mindestens eine Lupe. Ich bin total begeistert und freue mich darauf das neue Gerät dann mal auszuprobieren.

Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es aber, denn das Display wird zumindest vorerst nicht separat erworben werden können. Wer sich also gleich einem 2ten Apple Monitor zu seinem 2599€ iMac kaufen will muss entweder auf die alten Cinema Displays zurückgreifen oder mit einem Fremdhersteller 4K Monitor vorlieb nehmen. Gerade auch Käufer des Mac Pro werden sich hier vermutlich ärgern.

Die Schwachpunkte sind in meinen Augen aber derzeit noch in breitem Maße vertreten. Zum einen können solch große Datenmengen nur schwer in ausreichender Bildrate (mind. 30 Vollbilder) vom Zuspielgerät auf den Fernseher oder Monitor gebracht werden. Bei Fernsehern bietet erst der noch wenig verbreitete HDMI 1.5 – Standard die nötigen Voraussetzungen für die 4K Übertragung mit 50 oder 60 Hz mit.Wie das Apple in seinem iMac gelöst hat, bleibt abzuwarten.

Zum Anderen muss aber auch der Zuspieler leistungsfähig genug sein um Inhalte in diesen Auflösungen flüssig wiederzugeben. Denn es gibt ja nichts nervigeres als ruckelnde Bilder. Vor allem im Desktop-Modus. Ich erinnere mich noch an meine erste Röhre. Damals konnte man die Auflösung auch schon wahnsinnig anheben. Dabei ging dann aber recht schnell die Hz-Zahl in den Keller. Das Resultat waren flackernde Bilder. Mit den heutigen TFTs und LCD’s ist das zwar kein Problem mehr, theoretisch könnte eine zu hohe Auflösung hier aber auch für zeitversetzte Bilder bzw. Sprünge im Bildablauf sorgen. Da bringt auch die 120Hz Monitore nichts, wenn die Zuspielqualität nicht stimmt.

Mit Inhalten sind wir beim nächsten Punkt: Aktuell kann der iMac (vermutlich) „nur“ den Desktop-Inhalt flüssig darstellen. Wie es bei grafischen Anwendungen wie AutoCAD, Filmen in 4K oder gar Spielen aussieht bleibt abzuwarten. Meine Vermutung, gestützt auf die technischen Grunddaten des neuen iMac 5K geht aber eher dahin, dass sich Apple hier möglicherweise wieder einen Fauxpas erlaubt. Nach #Bendgate und dem Update-Problemen mit dem iPhone 6 scheint das durchaus möglich. Natürlich sind das alles nur Vermutungen und wir werden mehr wissen, wenn die ersten Geräte ausgeliefert und ausprobiert sind. Ich halte euch auf jedem Fall auf dem Laufenden.

Außerdem bleibt die Frage: „Warum 5k und keine 4k“? Apple Politik um Innovationsgeist zu zeigen? Hoffentlich funktioniert das Display dann wie gewünscht und es heißt nicht bald : #lag-gate.

Wer möchte kann sich den neuen iMac ab sofort bestellen. Kostenpunkt liegt hier bei mindestens 2599€. Verglichen mit einem PC mit gleichen technischen Eigenschaften und einem 4K Monitor (wie dem SAMSUNG U 28 D 590D) ist das zwar ein Unterschied von etwa 1000€, aber das kennt man ja von Apple. Es bleibt die Frage: Ist es das wert?

Ich vermute, dass sich Ultra-HD Displays erst in einigen Jahren durchsetzen, wenn die entsprechenden Übertragungs-Standards soweit sind, die Hardware und Verkabelung die Übertragung solch hoher Datenübertragungen und Berechnungen in ausreichender Qualität erlauben und die Preise noch weiter gefallen sind. Ich freue mich aber auf jeden Fall über den Innovationsgeist der hier gezeigt wird.

Was meint ihr? 5K neuer Standard? Alles andere doof? Schreibst mir in die Comments?

8 Idee über “iMac 5K Wahnsinn – warum sich Ultra-HD Auflösungen (noch) nicht lohnen

    • Felix Keller sagt:

      Hi Gerald, ja das stimmt in der Theorie schon. Die hohe Auflösung und das Display wirken schon gut. Leider hab ich den Mac jetzt im Laden mal getestet und wenn selbst der Safari schon keine flüssiges Bild liefern kann ist das für mich leider nichts. Ich sehe schon die kleinsten Ruckler im Bildaufbau. Der Trick mit der geringen Auflösung ist allerdings ganz clever 🙂

      • was soll das sagt:

        bevor ihr was falsches schreibt, geht wirklich zu apple.
        ich besitze 2015 5k imac. da rückelt nichts, selbst in lightroom. stellt euch 3 monitore nebeneinander und vergleicht es, fhd vs uhd vs 5k.

        ich kann solche aussagen überhaupt nicht ab. schreibt nur misst.

      • Felix Keller sagt:

        Danke für deine Meinung anonymer Apple-Fanboy 😉
        Immer wieder gut zu sehen wie neutral und sachlich man doch argumentieren kann ^^ Alleine schon das Fehlen von 120hz+ macht den Monitor für mich unbrauchbar. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

        Viel Spaß mit deinem iMac 🙂

  1. Tim sagt:

    Ich habe gestern den iMac 5k mit i5-Prozessor und 8GB Arbeitsspeicher im Markt ausprobiert. So schön die Fotos auch aussehen, die deutlichen Ruckler selbst in Safari sind ein no no.

    • Felix Keller sagt:

      Danke dir Tim. Werde mir das auch sicherheitshalber nochmal selbst ansehen, aber nach dem was du sagst, trifft ja genau das zu was ich befürchtet hatte. Hätte ich ja nicht gedacht…Vielleicht schwindet ja die Kaufkraft von Apple-„Jüngern“ und die glauben, das kauft keiner? 😀

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